
Das Gefleckte Lungenkraut oder Echte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) ist eine wunderschöne essbare Wildpflanze und Heilpflanze, die früher nach der Signaturlehre gegen Lungenkrankheiten eingesetzt wurde. Die Blätter haben nämlich Flecken, welche die Menschen wohl an Lungen erinnert haben.
Heutzutage ist die Pflanze nicht mehr ganz so bekannt, ich halte sie jedoch für toll und absolut nützlich. Sie ist relativ leicht zu erkennen, insbesondere wenn sie blüht.
In diesem Artikel gehe ich näher auf die Verwendungsmöglichkeiten ein, stelle die wissenschaftlichen Studien vor, die es zum Lungenkraut gibt und gehe etwas auf die Bestimmung & Verwechslungen ein.
Verbreitungsgebiete: Laubwälder, Gebüsche.
Blütezeit: März-April (Mai)
Lungenkraut Inhaltsstoffe
Es ist fraglich, ob das Gefleckte Lungenkraut tatsächlich Pyrrolizidin Alkaloide enthalten.
In einer Untersuchung wurden keine gefunden.
Im verwandten Dunklen Lungenkraut (P. obscura) wurden nur extrem geringe Spuren an P. Alkaloiden in den Blättern, jedoch größere Mengen in den Wurzeln gefunden.
Ob dies auch auf Pulmonaria officinalis zutrifft, ist unklar und muss näher untersucht werden. Ich habe hierzu kaum Studien gefunden.
In einigen in vitro Studien wurde außerdem keine cytotoxische Wirkung auf menschliche Blutzellen festgestellt.
Ansonsten sind über 40 Phenole enthalten, den Löwenanteil haben Rosmarinsäure, Shimbobashiric acid (der deutsche Begriff ist mir unbekannt) und Lithospermische Säure.
Flavonoide (bzw. Flavonoid Glykoside) sind nur in geringen Mengen enthalten, am meisten Quercetin, Kaempferol und Rutin.
Außerdem das Nitril Glykosid Menisdaurin, welches in einer Studie jedoch nur im Frühling, nicht im Herbst in der Pflanze gefunden wurde.
Es ist zu vermuten, dass das Echte Lungenkraut das einzige Raublattgewächs (Boraginaceae) ist, welches keine oder nur Spuren an Pyrrolizidin Alkaloiden enthält.
Essbare Wildpflanze Lungenkraut
Laut meiner subjektiven Wahrnehmung wird Pulmonaria officinalis nicht besonders häufig als essbare Wildpflanze verwendet.
Es ist allerdings durchaus essbare und hat auch einen ganz angenehmen Geschmack, der manchmal als gurkig beschrieben wird.
Als ich die Pflanze roh gegessen habe, habe ich deutlich weniger gurkenartiges geschmeckt als beim verwandten Huflattich, es war immer eher mild. Nicht bitter, nicht herb, also schon mal gut für Salate und auch sonst als milderndes Kraut geeignet.
Etwas problematisch für den rohen Verzehr ist die deutliche Behaarung der Blätter und Stängel, welche durchaus im Hals kratzen kann, wenn man nicht gut genug kaut.
Mich hindert das aber keineswegs daran, das Lungenkraut meinen Wildpflanzen Salaten beizugeben.
Vorteilhaft wiederum ist, dass die Blätter ziemlich saftig und im jungen Zustand auch zart sind.
Gekocht können sie natürlich super in Gemüsegerichte, „Spinat“ oder Suppen gegeben werden. Sehr interessant ist auch das Tunken von größeren Blättern (meist im Sommer auffindbar) in Teig (etwa Pfannkuchenteig oder Bierteig) und das anschließende Ausbacken oder frittieren.
Auch die Blüten sind natürlich essbar und eine tolle violette Dekoration. Man kann sie auch getrocknet als Schmuckdroge in Teemischungen nutzen.
Die Wurzeln würde ich persönlich nicht verzehren, da die Wurzeln der verwandten Art, dem Dunklen Lungenkraut, größere Mengen an Pyrrolizidin Alkaloiden enthält. Ob dies auch auf P. officinalis zutrifft, ist unklar, aber Vorsicht geht vor.
Lungenkraut als Heilpflanze
In einer in vitro Studie mit Lungekraut Blatt Extrakt wurde keine konsistente Wirkung gegen Mukoviszidose (durch Staphylococcus ausgelöst) gezeigt, wohl aber gewisse positive Auswirkungen. Das Ergebnis der Studie ist, dass eine prophylaktische Wirkung eventuell vorhanden sein könnte, eine therapeutische allerdings eher nicht.
In vitro Untersuchungen an menschlichem Blutplasma zeigten eine deutliche antioxidative und entzündungshemmende Wirkung.
Aufgrund des recht hohen Gehalts an Rosmarinsäure ist davon auszugehen, dass Pulmonaria officinalis entzündungshemmend, antioxidativ, antidepressiv, antibakteriell, antiangiogen, antimutagen, antiallergisch und neuroprotektiv (gehirnschützend) wirkt, da Rosmarinsäure in vielen Studien diese Effekte zeigte.
Von den Inhaltsstoffen her sehr ähnlich ist das verwandte Dunkle Lungenkraut (Pulmonaria obscura), welches in einer Studie jedoch weniger entzündungshemmend auf menschliche Blutzellen wirkte.
Ebenfalls in größeren Mengen vorhanen ist die Lithospermischesäure, welche in vitro (und teils auch in vivo) u.a. die Ausbreitung von HIV verringert und leberschützend wirkt.
Volksmedizinisch wurde das Lungenkraut früher für allerlei Lungenkrankheiten eingesetzt, wie der Name schon vermuten lässt. Dazu zählen auch schwere, tödliche Krankheiten wie die Tuberkulose. Ein solcher Einsatz ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar.
Heutzutage nutzen sie manche als Mittel gegen leichte Atemwegserkrankungen, etwa durch eine Erkältung.
Ob sie hier wirksam ist, ist nicht nachgewiesen.
Ich schließe aus diesen Informationen, dass die Verwendung als essbare Wildpflanze und die daraus eventuell resultierenden gesundheitlichen Vorteile (etwa der Schutz der Zellen vor oxidativem Stress) wohl der sinnvollste Einsatz des Gefleckten Lungenkrauts ist.
P. officinalis zählt leider zu den weniger erforschten Wildpflanzen.
Sonstige Verwendung von Lungenkraut
Laut Margot Fischer in Wilde Genüsse (sehr schöne Enzyklopädie & Kochbuch, hier kaufbar*) wurden die getrockneten Blätter teilweise auch als Tabakersatz geraucht.
Lungenkraut Nebenwirkungen und Risiken
Wie bei der Überschrift „Inhaltsstoffe“ bereits beschrieben, ist nicht geklärt, ob P. officinalis die potentiell leberschädigenden Pyrrolizidin Alkaloide enthält oder nicht, bisher wurden sie zumindest nicht gefunden. Das zeigt jedenfalls meine Recherche, falls ihr hierzu noch Untersuchungen habt, schreibt mir bitte ein Kommentar!
Vorsichtshalber sollte man vielleicht dennoch keine zu großen Mengen zu häufig einnehmen.
Ich persönlich würde aber durchaus eine ordentliche Handvoll der Blätter und Blüten essen, das muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden.
Bestimmung & Verwechslungsgefahr
Eine Verwechslung ist eigentlich nur mit anderen Lungenkraut Arten möglich, welche allerdings ungiftig sind und ähnliche Inhaltsstoffe enthalten.
Auch eine Verwechslung mit dem Beinwell ist meist unproblematisch, wobei dieser mehr Pyrrolizidin Alkaloide enthält und daher in geringeren Mengen verwendet werden sollte.
Bei extrem oberflächlicher Betrachtung könnte man das blühende Kraut eventuell mit dem tödlichen Fingerhut verwechseln.
Die charakteristischen Flecken auf den lanzettlichen Blättern, dazu die typische Form der herabhängenden, violetten Blüten mit grünen bis grauen / lilanen Hüllblättern lassen sich ziemlich gut erkennen. Dazu ist die Pflanze sehr deutlich behaart.