Guerilla Gardening / Urban Gardening – Warum und wie? Kein Garten & trotzdem Gemüse anbauen!

guerilla gardening

Dass es sinvoll ist, selbst Gemüse und Obst anzubauen, sollte den meisten Menschen klar sein.
Man spart Transportwege, Verpackungsmüll und Geld, kann den Anbau kontrollieren, Mischkultur statt Monokultur durchführen, keine (oder zumindest nur ökologische) Pestizide und samenfestes Bio Saatgut einsetzen.
Man erhält deutlich aromatischeres und gesünderes Gemüse und Obst, kann mit verschiedenen Sorten experimentieren.

Was aber, wenn man keinen Garten hat? Viele junge Menschen, die eventuell sogar in einer Großstadt leben, sind in der Situation, dass sie sich sehr gerne selbst versorgen würden, aber scheinbar keine Möglichkeit haben.

Hier kommen die Begriffe Urban Gardening und Guerilla Gardening ins Spiel.
Es gibt nämlich einige Tricks und Kniffe, wie man trotz mangelndem Garten Pflanzen (und auch Pilze, dazu später mehr) anbauen kann.
Zunächst kurze Begriffserklärungen:

 

Urban Gardening ist das kleinflächige Gärtnern in urbanen Gebieten, also mitten in der Stadt.
Dies kann am Balkon, auf der Fensterbank oder auch im Kleingarten oder geteilten Garten bei Mehrfamilienhäusern stattfinden.

Der deutsche Begriff hierfür ist urbaner Gartenbau.

 

Guerilla Gardening wird teils als Synonym für Urban Gardening verwendet, ursprünglich war es aber heimliches, oft verbotener Anbau von Pflanzen auf öffentlichem Raum als Protestaktion.
Natürlich findet auch diese Protestform immer noch statt, oftmals werden etwa Cannabis Pflanzen öffentlich ausgesät.

Ich verwende Guerilla Gardening in diesem Artikel in dem Sinne, dass es sich dabei um ein nicht unbedingt legales (wenn auch oft geduldetes) Gärtnern handelt. Nicht, weil die Pflanzen illegal sind (wie im Falle von Cannabis), sondern weil öffentlicher oder privater Grund verwendet wird, für dessen Verwendung man keine Genehmigung hat.

Ich möchte hier jetzt einige Möglichkeiten aufzählen, wie man als Stadtmensch ohne Garten Selbstversorgung durchführen, Gemüse, Obst & Kräuter anbauen kann.

 

Eine weitere Möglichkeit, umweltfreundlich und gratis an ganz besonderes, gesundes Essen zu kommen ist übrigens das Sammeln von essbaren Wildpflanzen & Pilzen!

 

FensterbankZimmergewächshaus

Dies ist die Möglichkeit, die wirklich absolut jeder (zumindest jeder mit Obdach) hat.
An der heimischen Fensterbank kann man das ganze Jahr über essbare Pflanzen anbauen.
Am besten eignen sich hier natürlich Südfenster, aber auch andere Fenster können und sollten verwendet werden.

Natürlich kann man so kein klassisches Gemüse anbauen, dafür erhalten die Pflanzen einfach zu wenig Sonnenlicht und haben zu wenig Substrat (also Erde im Topf).

Die meisten Kräuter und Microgreens (wie Kresse) lassen sich aber problemfrei, sehr einfach das ganze Jahr züchten!

 

Eimer / Wannen oder Hochbeete im HofUrban Gardening

Schon eher für Gemüse eignen sich große Eimer oder Baustellenwannen, in die man Löcher bohrt, sie mit Erde befüllt und in den Hof stellt.
So kann man selbst in Mehrfamilienhäusern Pflanzen draußen anbauen, da normalerweise niemand etwas dagegen haben wird, dass bei der Tür im Hof oder auch an der Straße ein Topf mit einer schönen Pflanze steht.

Möchte man das Ganze noch erweitern, kann man auch seine Nachbarn fragen, ob man einen solchen Eimer in ihren Hof stellen darf (oder man stellt es einfach ungefragt an verschiedene, naheliegende Stellen).

Natürlich besteht so die Möglichkeit, dass die Eimer weggebracht oder die Pflanzen geerntet werden.
Hat man ganz viel Pech, könnte man in flagranti erwischt und angemotzt werden.

Ernsthafte Konsequenzen sollte man so normalerweise jedoch nicht erwarten müssen.

Das ist eine effektive Nutzung städtischer Betonwüsten und verschönert diese gleichzeitig.

Sehr gut lässt sich so Wurzelgemüse (wie Topinambur, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Karotten oder Schwarzwurzel) anbauen, aber auch die meisten anderen Gemüse und Beeren Pflanzen sind kein Problem.

Man kann sich hier auch kreativ ausleben und sich an Hochbeeten orientieren.
Alte Reifen, Europaletten etc. können zu hohen, kleinen Beeten verbaut werden.
Möchte man dies tun, sollte man natürlich schon um Erlaubnis fragen, da solche Beete selbstverständlich nicht so mobil & leicht wieder verschiebbar sind.

 

Öffentliche GärtenGemeinschaftsgarten

In einigen Städten gibt es öffentliche Gärten.
Meist wird hierfür öffentlicher Stadtgrund, mit Erlaubnis der Stadt, zu einem Obst- & Gemüsegarten für die Bürger umfunktioniert.

Meist kann man sich dann dort anmelden und erhält eine kleine Beetfläche – vollkommen gratis und ohne festgefahren Vereinsstrukturen wie bei Schrebergartensiedlungen.

In meiner (eher kleinen Stadt, mit etwa 130.000 Einwohnern) gibt es beispielsweise zwei öffentliche Gartenprojekte, von einem Nachhaltigkeitsverein initiiert und verwaltet.
Eines davon ist auf sehr unfruchtbarem Grund und besteht ausschließlich aus Hochbeeten.

Die Plätze sind natürlich knapp, also sollte man sich rechtzeitig um ein Beet bemühen.

Der Vorteil ist klar – man erhält eine Beetfläche, ohne viel eigene Ressourcen (bis auf die Zeit) einbringen zu müssen und ohne eigenen Grund zu besitzen.
Natürlich werden teilweise Pflanzen geerntet (bei den öffentlichen Gärten in meiner Stadt ist dies nicht erwünscht, es machen aber natürlich trotzdem Leute).
Manchmal wird auch geteilt – man darf also von anderen Gärtnern essen, und dafür essen andere Gärtner von einem.

Existiert in eurer Stadt kein öffentlicher Garten, könnt ihr auch die Initiative übernehmen und selbst eine geeignete öffentliche Stelle suchen und bei eurer Gemeinde anfragen, ob ihr einen öffentlichen Garten bauen könnt.
Schreibt gerne Transition (ein Verein in Regensburg, der Gemeinschaftsgärten betreibt), die werden euch sicher Tipps geben!

 

Guerilla Gardening in Grünstreifen, Parks & auf öffentlichen Wiesen

Natürlich kann man auch illegal öffentlichen Raum verwenden, um dort Gemüse, Kräuter und Obst anzubauen.
Dann achtet man am besten darauf, dass man keine auffälligen Beete anlegt, sondern einzelne Pflanzen, die sich gut in das Landschaftsbild einfügen, aussetzt.
Hier sollte man definitiv Vorzucht auf der Fensterbank betreiben, sodass die Pflanze bereits etwas widerstandsfähiger ist.

Ein großes Problem daran ist nämlich, dass die wild wachsenden, umliegenden Pflanzen harte Konkurrenz für die Zuchtpflanzen sind und sie eventuell verdrängen.
Wenn es sich um einen öffentlichen Park handelt, bei dem oft Hunde ausgeführt werden, könnten diese auf die Pflanzen pinkeln und Parasiten verteilen.
Sollten also oft Hunde dort sein, muss man das geerntete Produkt definitiv gut kochen. Salat und Gemüse für Rohkost sollten dann auf keinen Fall angebaut werden.

Trotzdem besteht natürlich die Gefahr, dass Pestizide gesprüht werden (insbesondere auf gepflegten Grünstreifen und städtischen Zierbeeten oder bei Ackern).

Außerdem dürft ihr auf keinen Fall sich sehr stark verbreitende Pflanzen aussetzen, die eventuell die natürliche Flora stark verdrängen können.
Hierzu zählt etwa Topinambur, informiert euch diesbezüglich zu jeder Pflanze.

Macht das nur mit gesundem Menschenverstand, wir wollen ja keine schönen, mühevoll angebauten Blumen zerstören und auch die wertvollen Wildpflanzen nicht komplett vernichten.

 

Kleinen Gemüse Acker pachten

Es gibt einige Anbieter, die in diversen Städten kleine Ackerflächen verpachten.
So kann man schon für etwa 100-200€ jährlich um die 50-100m² eigenes Acker bekommen.
Ein Anbieter hierfür ist beispielsweise acker4u.de – ich habe mit so einem Service allerdings noch keine Erfahrungen & erhalte auch kein Geld für die Werbung.
Wie zuverlässig das ist und wie oft man tatsächlich einen Acker erhält, kann ich also nicht sagen.

SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft)

Man kann sich einer SoLaWi anschließen. Das ist ein Verband aus Leuten, die mit einem Bauernhof zusammen arbeiten & für einen monatlichen Betrag frisch angebautes Gemüse erhalten. Teils wird auch gemeinsam ein großes Acker gepachtet (und eventuell ein Gärtner bezahlt), in dem Fall kann man auch problemfrei mitarbeiten und selbst bestimmen, welche Pflanzen angebaut werden sollen.

Weitere Informationen: https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/

 

Gärten von Nachbarn mitbenutzen

Viele Menschen nutzen ihren Garten nicht richtig. Entweder weil sie zu alt für körperliche Arbeit sind, weil sie keine Zeit oder schlicht kein Interesse an Gartenarbeit haben.
Seid ihr motiviert genug, könnt ihr diese Menschen ansprechen und eure Mithilfe anbieten und als Gegenleistung einen Platz im Garten erhalten, auf dem ihr Gemüse und Obst anbauen könnt.
Viele Leute hätten sicherlich sogar gerne allerlei Gemüse, Obst und Kräuter im Garten, vielleicht könnt ihr also einen großen Teil des Gartens zum Gemüsegarten machen und die Ernteerträge mit den Grundstückbesitzern teilen.

Um solche Möglichkeiten zu finden, könnt ihr einfach bei Häusern klingeln, dementsprechende Zettel in der Stadt aufhängen oder eine Kleinanzeige bei Ebay Kleinanzeigen oder gar in der Zeitung schalten.

Das ist eine super Methode!