Essbare Wildpflanzen & Pilze sammeln – Wieso sollte jeder es tun?

Pflanzen & Pilze sammeln

Es gibt einige Gründe, weswegen ich das Sammeln von essbaren Wildkräutern und Pilzen für ein sehr unterschätztes Thema halte.
Auf diese Gründe möchte ich hier eingehen und euch so hoffentlich dazu anregen, euch mehr mit diesem hervorragenden Hobby zu beschäftigen.

Vorteil 1: Umweltschutz, Zero Waste

Dieser Punkt ist klar – jedes Nahrungsmittel, das man aus der Natur gesammelt hat, muss man nicht in einem Supermarkt kaufen, wo es mittels LKWs hin transportiert, verpackt und meist in Monokulturen angebaut wurde.

Man spart so enorme Mengen an Treibhausgasemmissionen, an Plastik und Papier und an landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen.

Selbst der beste Bio Kopfsalat ist nicht annähernd so klimaneutral wie ein Salat aus gesammelter Vogelmiere, Brennnessel, Giersch und Efeu-Ehrenpreis.

 

Vorteil 2: Gesundheit

Brennnessel essen

Brennnesselblätter sind sehr Vitamin C reich

Schaut man sich Daten zum Mineralstoff- und Vitamingehalt von Wildkräutern, Wildobst / Wildgemüse und kultiviertem Supermarktgemüse an, stellt man sofort fest, dass wild gesammelte Pflanzen weitaus mehr wichtige Nährstoffe enthalten.
Mit dem Vitamin C Gehalt von Brennnesseln etwa kann nicht mal die rote Paprika mithalten, die zu den Vitamin C reichsten Supermarkt Nahrungsmitteln zählt.

Neben dem erhöhten Gehalt an essentiellen Nährstoffen enthalten Wildpflanzen oft auch mehr Bitterstoffe, Antioxidantien und sonstige, der Gesundheit zuträgliche sekundäre Pflanzenstoffe.
Viele essbare Wildkräuter sind gleichzeitig auch Heilpflanzen, deren Wirkungen teilweise sogar wissenschaftlich bestätigt oder zumindest untermauert sind.
Oft findet man auch nur volksmedizinische Anwendungsbereiche, zu denen es noch keine Studien gibt. Diese werden mit Sicherheit nicht immer tatsächlich berechtigt sein, es wurde allerdings schon oft genug gezeigt, dass an der traditionellen Verwendung dieser Pflanzen schon etwas dran ist.

 

Vorteil 3: Geld sparen

Ein konventionell, in Monokultur angebauter Kopfsalat kostet im Supermarkt etwa 1€ bis 1,50€.
Vogelmiere, die genau so zart wie Kopfsalat und (im Gegensatz zu vielen anderen essbaren Wildpflanzen) überhaupt nicht bitter ist, kostet genau 0€.

Bei Pilzen ist das teils sogar noch extremer. Austernseitlinge etwa sind im Laden sehr teuer und auch die lassen sich in Deutschland komplett gratis sammeln!
Für ein kleines 20g Päckchen getrocknete Steinpilze kann man mitunter 3-5€ zahlen. Diese Menge lässt sich, wenn man sie denn findet, innerhalb von 20, 30 Minuten einsammeln, säubern, schneiden und trocknen.

Auch der Kauf von Marmelade, Limonade, Tee, Gemüse, einiger Obstsorten und einiger Gewürze lässt sich durch die Wildsammlung von Pflanzen deutlich reduzieren.

Natürlich ist es mehr Arbeit, die Pflanzen zu suchen, sie zu pflücken, zu waschen und eventuell harte Stiele o.ä. abzuzupfen, als einfach in den Laden zu gehen und sich einen Salat zu kaufen.
Wenn man aber nur annähernd Spaß daran hat, wird man das nicht als sinnlose „Lohnarbeit“ empfinden!

 

Vorteil 4: Entspannung, Naturerleben, Wanderlust, BefriedigungWaldtanken

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass man sich mit der Zeit in der Natur sehr wohl fühlen und viel Entspannung und Zufriedenheit daraus ziehen wird.
Die im Alltag der meisten Menschen immer stärker werdende Belastung mit Stress, Zukunftsängsten und Druck wird reduziert.

Das ist sehr gesund für Körper und Geist. Die meisten werden mich verstehen, wenn ich sage, dass ich wirklich merke, wie viel ruhiger ich werde, sobald ich den Wald betrete.

Das könnte man natürlich auch durch ausgedehnte Spaziergänge erreichen. Wenn man allerdings eine Aufgabe hat und weiß, wie viele tolle Pflanzen und Pilze man ernten kann, wird das die Motivation in die Natur zu gehen, und die Frequenz der Spaziergänge, deutlich erhöhen.

Außerdem fühlt es sich einfach gut an, wenn man sein Essen selbst sammelt, kulinarische Experimente damit unternimmt, und die Gewissheit hat, dass man damit seiner Gesundheit, der Umwelt und dem Geldbeutel etwas Gutes getan hat.

Seit ich viele Pflanzen und Pilze bestimmen kann, gehe ich mit ganz anderen Augen und viel achtsamer durch den Wald, auf Wiesen und an Flussufern entlang.
Wer weiß, was für tolle Schätze die Natur uns kostenlos bietet, wird zudem mehr daran interessiert sein, sie zu schützen und vor Müll, Abholzung und extremem Wetter durch den Klimawandel zu bewahren.

 

Ich hoffe, ich konnte meine Faszination und Begeisterung hiermit auch Menschen nahe bringen, die sich zuvor vielleicht gar nicht mit diesem Thema auseinander gesetzt haben.

Natürlich muss man sich immer sicher sein, welche Pflanze oder welchen Pilz man da gerade sammelt. Es gibt viele Verwechslungsmöglichkeiten (wobei einige Pflanzen und Pilze leichter sicher zu bestimmen sind als andere), die sogar tödlich sein können.

Es gibt verschiedene Arten in das Thema einzusteigen, etwa Bücher, wie*:

  • Welche essbare Wildpflanze ist das? (Kosmos Verlag) – Recht günstig, gut für Einsteiger und schön designt. Dafür eher kleiner Umfang & etwas wenig zu Verwechslungsmöglichkeiten.
  • Welcher Pilz ist das? (auch Kosmos) – Hier gilt das Gleiche wie beim „Welche essbare Wildpflanze ist das?“ Buch.
  • Pflanzliche Notnahrung von Johannes Vogel – Großer Fokus auf Bushcrafting / Survival Training, also geht es eher um Kalorienaufnahme durch Pflanzen. Sehr gute Übersicht über die Pflanzenfamilien und wie man in einer wahren Notsituation eingrenzen kann, ob eine Pflanze giftig sein könnte oder nicht, auch wenn man die Art nicht bestimmen kann.
  • Handbuch für Pilzsammler (Kosmos) – Hat einen Bestimmungsschlüssel, durch den man jeden Pilz bestimmen kann. Allerdings muss man hierfür einen Sporenabdruck nehmen, eine Bestimmung im Wald ist also leider nicht möglich. Gut für etwas fortgeschrittenere Pilzsammler.
  • 1 mal 1 des Pilzesammelns (Kosmos) – Sehr gut für Anfänger, zur Bestimmung & Tipps zum Sammeln und zur Weiterverarbeitung.
  • Wilde Genüsse von Margot Fischer – Enzyklopädie & Kochbuch für essbare Wildpflanzen. Umfangreich, geht auch auf Heilwirkungen & mystischen, geschichtlichen Kontext ein und die Rezepte sind super kreativ.
  • Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen – mit 2000 essbaren Wildpflanzen, also so gut wie allen in Mitteleuropa anzutreffenden. Sehr dick & eher teuer, nicht zum Mitnehmen geeignet, sondern eher als Nachschlagewerk zuhause. Absolutes Standardwerk.
  • Essbare Wildpflanzen – Die abgespeckte Version der Enzyklopädie, mit nur 200 essbaren Pflanzen, dafür gut zum Mitnehmen geeignet und günstig.

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Auch sehr hilfreich und unterhaltend sind Youtube Kanäle wie „Buschfunkistan“ (Pilze, Wildkräuter & Heilpflanzen), „Snokri“ (v.a. Speisepilze), „Paules Natur Kanal“ (v.a. Speisepilze) und diverse Webseiten.